Lesen bildet, das ist ein alter Hut. Dass Vorlesen für die kindliche Entwicklung und die Harmonie in der Familie von elementarer Bedeutung ist, belegt die Vorlesestudie 2014 der Stiftung Lesen in Kooperation mit der Wochenzeitschrift DIE ZEIT und der Deutsche Bahn Stiftung.

Rund 250 Mütter und Väter von mindestens einem Kind im Alter zwischen zwei und acht Jahren wurden zu ihrem Vorlese-Verhalten befragt. Immerhin bieten gut zwei Drittel der befragten Eltern ihren Kindern an, ihnen Geschichten vorzulesen. Insgesamt sind es 69 Prozent, die hin und wieder oder regelmäßig aus verschiedenen Medien vorlesen, 7 Prozent sogar mehrmals am Tag. 21 Prozent einmal am Tag und immerhin 41 Prozent mehrmals pro Woche. Diese Eltern sagten aus, dass sie das Vorlesen gemeinsam mit ihren Kindern genießen. Aus der Befragung ergab sich die Erkenntnis, dass es den Kindern nicht allein um das Vorlesen spannender oder unterhaltsamer Geschichten geht, sondern, dass sie auch die gemeinsame Zeit und Nähe zu Mutter oder Vater als bereichernd empfinden und so auch der familiäre Zusammenhalt und die Harmonie gefördert wird. Aber ein Drittel aller Eltern nutzt dies nicht.

„Kino im Kopf“ und der Spaß am Lesen

Es spielt laut Umfrageanalyse der Vorlesestudie 2014 keine Rolle, ob aus einem Bilderbuch, einer Märchen- oder Geschichtensammlung, aus einem gebundenen Buch oder einem elektronischen Medium vorgelesen wird. Allein das Vorlesen und die Zuwendung spielen für die positive Wirkung auf die Entwicklung des Kindes eine Rolle. Das „Kino im Kopf“, die Entfaltung von Fantasie und Kreativität wird durch das Vorlesen beflügelt und prägt den späteren Spaß am Lesen. Wer den hat, lernt auch gerne, erweitert sein Wissen und entwickelt Gedanken weiter. Insofern sind die Eltern gefragt, die Freude am Lesen durch Vorlesen zu fördern. Zwar ist die Bereitschaft zum Vorlesen seit Beginn der Studie im Jahr 2007 gestiegen, sogar überproportional bei den so genannten „bildungsfernen“ Familien, aber immerhin nutzt ein Drittel aller Eltern die Chance des Vorlesens nicht, die ihnen und ihren Kindern einen deutlichen Mehrwert fürs Miteinander bringen würde und die Sprösslinge in ihrer geistigen Entwicklung stärkt.

Lesekompetenz entwickelt sich im Vorlesealter

Beeindruckend ist die Aussage von Wissenschaftlern, dass das Vorlesen in der Muttersprache von Migranten keinen Deut weniger positive Auswirkungen hat als das Vorlesen in deutscher Sprache. Sie raten den Eltern dazu, in der Sprache vorzulesen, in der sie sich selbst am wohlsten fühlen und den Inhalt einer Geschichte durch entsprechende Betonung am besten vermitteln können. Das positive Element des Vorlesens wird auch durch die Tatsache erhärtet, dass Eltern als Vorbilder gelten. Vorlesen ist ein guter Anfang, die Kinder für Texte zu begeistern und die die spätere Lesekompetenz zu fördern.