Könnten Sie sich vorstellen, Ihr Kind in einer Schubkarre durch die Gegend zu schieben? Vor nicht einmal 1.000 Jahren war genau das normal. Später wurden Stubenwägen mobil gemacht, danach folgte die Optimierung für die Anforderungen sowohl der Kinder als auch der Eltern. Vor allem im 20. Jahrhundert entwickelte sich der Kinderwagen, der heute zur Grundausstattung aller Eltern gehört, rasant.

Rückenglück, Elternerleichterung, Kinderlimousine. Nicht immer gab es praktische Buggys mit federnden Rädern und viel Stauraum. Für Kinder gab es aber trotzdem schon lange vor der ersten Fabrikproduktion Karossen, um von A nach B geschoben zu werden. Wir machen eine Reise durch die Geschichte – zurück zum ersten Kinderwagen.

Europa im Mittelalter. Seit zirka 1.200 gibt es Schubkarren, wie wir sie heute kennen. Und diese wurden zu dieser Zeit nicht nur für den Transport von Kartoffeln oder Backsteinen, sondern auch von Kindern verwendet. Fast über 800 Jahre ist das jetzt her und um diese Zeit gab es noch eine andere maßgebliche Erfindung: Den Stubenwagen. Aus dem entwickelte man dann, vielleicht gerade durch die Idee mit dem Schubkarren, den ersten Prototypen unserer heutigen Kinderwagen.

Der Stubenwagen wurde zu diesem Zweck einfach mit Rädern und einer Schiebestange ergänzt. Die Tradition, mit den Kleinen im Wagen spazieren zu fahren, entwickelte sich dann Anfang des 19. Jahrhunderts in England. Zirka 500 Jahre später, auch in Großbritannien, erblickte dann die erste Kinderwagen-Fabrik das Licht der Welt und begann „perambulators“ herzustellen. Damals blieben die praktischen Gefährte natürlich den oberen Gesellschaftsschichten vorbehalten. Deutschland übernahm den Trend schnell und schon vor 1900 hatten manche Hersteller schon 100 verschiedene Modelle im Sortiment. Übrigens: Zu diesem Zeitpunkt war der Kinderwagen ein Zeichen der weiblichen Emanzipation. Spannend, wo man sich ja heute über jeden Wagen-schiebenden Herren freut.

Der Kinderwagen entwickelt sich rasant

In den Dreißigern begann dann die Massenproduktion, die den Babyboomern, die ja vor kurzem 40 geworden sind, einen starken Schub zu verdanken hatte. Zehn Jahre später werden die Wagen immer weiter perfektioniert: Rohrfedergestelle und Kugellager, Kombinations-Varianten aus Sport- und Kinderwagen, Modularität, Kotflügel, Rücklichter. Oft nach dem Vorbild eines Autos. In den 60ern und 70ern wurden dann Belüftungs-Schleusen eingebaut, außerdem Maßbänder im Wagen, die den Wachstumsfortschritt des Kleinen verfolgen ließen. Auch der Punkt Sicherheit wurde überarbeitet: Polsterungen an Kanten und Spitzen wurden verbessert. Immer mehr wurde das Kinderfahrzeug auch zum modischen Accessoire. Verschiedene Farb- und Materialvarianten erlaubten das Ausleben des ganz persönlichen Geschmacks und Fenster in den Wägen sorgten für gute Aussichten für die Kinder.

In den letzten zwanzig Jahren wurde der Kinderwagen dann vor allem noch zur Erleichterung für die Eltern weiter entwickelt. Weniger Gewicht, Jogging-fähige Karossen, Verstellbare Schiebestangen und Griffe, und jede Menge nützliche Extras wie Wetterschutz-Planen, Mosquito-Netze, Wickeltaschen und Co. Standard und Anforderung heutzutage ist erfahrungsgemäß heute die Multifunktionalität. Entfern- und Ergänzbare Module, Variabilität in Aufbau und Aussehen, Umbaumöglichkeit und Verstellbarkeit je nach Alter des Sprösslings. Man erwartet heute ein Produkt für alle Zwecke.